Die Ursprünge des Design Thinking liegen in den 60er Jahren, als Designer immer häufiger mit anderen Abteilungen und fachlichen Disziplinen zusammenarbeiteten, wie beispielsweise mit Ingenieuren, Verkäufern oder Wissenschaftlern. Aufgrund der unterschiedlichen Ansichten, Herangehensweisen und Ausbildungen kam es dabei öfter zu Problemen in der Kommunikation. Um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu erleichtern und die Ergebnisse der Teams zu verbessern, wurde der Design Thinking Prozess entwickelt. Ziel war es dabei einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu finden, um darauf aufbauend Wissen zu generieren und neue Lösungen zu erschaffen.
Der Design Thinking Ansatz greift die kreative, experimentierfreudige und flexible Arbeitsweise von Designern auf, um einen teambasierten und fächerübergreifenden Prozess zu beschreiben. Dieser bedient sich aus einem Werkzeugkasten verschiedener kreativer Methoden. Beim Design Thinking handelt es sich um einen stark nutzerorientierten Weg zur Lösung besonders komplexer Problemstellungen. Um auch den verborgenen Bedürfnissen der Nutzer auf den Grund zu gehen, ist das Team möglichst interdisziplinär zu besetzen. Dazu sollten sämtliche Personen in den Prozess involviert werden, die Berührpunkte mit dem Problem und den Nutzern haben.
Grundlegende Prinzipien im Design Thinking
In der Umsetzung orientiert sich der Design Thinking Ansatz an diesen vier grundlegenden Prinzipien:
- Nutzer als Ausgangspunkt
- Team
- Prozess
- Kreatives Umfeld
Nutzer als Ausgangspunkt
Im Fokus jedes Design Thinkers steht von Anfang an der Nutzer. Aufgrund der Komplexität der Problemstellung kommt es häufig vor, dass das tatsächlich zugrunde liegende Problem zu Beginn noch nicht vollständig klar ist. Daher ist es essenziell auf die Bedürfnisse der Nutzergruppe einzugehen und für sie einen echten Mehrwert zu schaffen. Die dabei angestrebte Innovation entsteht in der Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen (ein Nutzen muss geschaffen werden), der Machbarkeit (es muss technologisch umsetzbar sein) und dem Geschäft (es wird ein ROI erzielt).
Gerade in der IT verschiebt sich der Fokus immer mehr von rein kosten- und technologiegetriebenen Faktoren, hin zu den Bedürfnissen der Nutzer. Die Anforderungen kommen nun verstärkt aus dem Business und den Anwendern werden nicht mehr länger nur Lösungen vorgesetzt oder diktiert. Die eingesetzten Technologien sollen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen die Kreativität der Anwender unterstützen und dabei besonders nutzerfreundlich in der Handhabung sein.
Team
Das Team bestimmt den Output. Bei der Zusammensetzung ist also darauf zu achten, dass sämtliche Personengruppen vertreten sind, die in irgendeiner Weise mit dem Nutzer oder dem Problem zu tun haben. Interdisziplinäre Teams aus unterschiedlichen Abteilungen mit vielfältigen Interessen arbeiten im Durchschnitt kreativer und können Problemstellungen besser analysieren. Genau das ist beim Design Thinking gefragt! Innerhalb des Teams verfügt jedes Mitglied über dieselben Rechte, nur in Ausnahmefällen gibt es einen Entscheider. Im Falle eines Design Thinking Workshops in Bezug auf IT Services oder Produkte sollte das Team also nicht nur aus IT Mitarbeitern bestehen. Auch die Meinungen, Bedürfnisse und Erfahrungswerte aus anderen Unternehmensbereichen müssen berücksichtigt werden, um auch den späteren Prototypen optimal danach ausrichten zu können.
Prozess
Da multidisziplinäre Teams im Design Thinking eingesetzt werden, ist es umso wichtiger einen klaren Prozess bereitzustellen. Die einzelnen Prozessschritte enthalten jeweils Methoden, welche je nach Problemstellung gewählt werden. Wir von digatus verwenden bei Design Thinking Workshops den double diamond als Prozess, um die einzelnen Phasen und deren jeweilige Ziele im Blick zu haben. Der double diamond ist unterteilt in Problem- und Lösungs-Diamant. Wichtig ist es dabei, zwischen divergent und konvergent zu unterscheiden.
Divergentes Denken bedeutet, sich offen, unsystematisch und experimentierfreudig mit einem Thema oder Problem zu beschäftigen, umgangssprachlich ausgedrückt „viel hilft viel“. Hier verwendet man Methoden, welche die Ergebnisfindung kaum eingrenzen z.B. qualitative Interviews in der Verstehen-Phase oder Brainstorming in der Entwickeln-Phase.
Konvergentes Denken beschreibt das gewöhnliche, lineare, streng rational-logische Denken. Hier versucht man die gewonnen Informationen aus dem divergenten Denken zu verarbeiten, man grenzt sie somit ein. Eine beliebte Methode in der Definieren-Phase ist das beispielsweise Clustern, in der Ausliefern-Phase ist es der Konzept Sketch.
Double Diamond im Design Thinking
Verstehen: Bedürfnisse enthüllen, welche selbst den Befragten nicht bewusst waren
Definieren: Ein tiefes Verständnis für den Nutzer entwickeln
Entwickeln: Eine Vielzahl an Ideen erarbeiten
Ausliefern: Eine Lösung entwickeln, einen Prototyp erstellen und diesen testen
Kreatives Umfeld: Ein Design Thinking Workshop braucht vor allem Platz, um Ideen gedeihen zu lassen. Es wird ohne elektronische Geräte gearbeitet, in den meisten Fällen sind Papier, Post-Its und Stift ausreichend, um gute Ergebnisse zu erzielen. Die Zeitvorgaben sollten sehr strikt eingehalten werden damit sich die Workshop Teilnehmer nicht in endlosen Diskussionen verlieren.
Auf das richtige Mindset kommt es an
Das Mindset, die sogenannte Denkweise, macht aus Design Thinking etwas Besonderes und grenzt sie von anderen Ansätzen ab. Das Mindset lässt das Team zusammenwachsen. Damit dies auch gelingt, gibt es einige Grundregeln, an denen man sich orientieren kann:
Der Nutzer ist immer im Zentrum, ohne Ausnahmen. Das Endprodukt soll die Bedürfnisse treffen, ansonsten wird iteriert.
Design Thinking treibt dazu an, aktiv zu arbeiten und sich von der eigenen Intuition führen zu lassen. Die Hands-On-Mentalität wird als sehr wichtig angesehen.
Es gibt nicht viele strikte Regeln im Design Thinking, jedoch sollten die Prozessschritte eingehalten werden.
Design Thinking arbeitet ganz gezielt mit Bildern bzw. Zeichnungen, welche durch bildliches Storytelling Geschichten erzählen sollten. Diese Herangehensweise fördert die Kreativität der Workshop Teilnehmer.
Ideen der Teammitglieder werden nicht kritisiert oder in Frage gestellt. Man versucht, auf deren Ideen aufzubauen, wie bei dem Fundament eines Hauses.
Experimentieren ist ein ausschlaggebendes Kriterium im Design Thinking. Sei es bei der Ideenfindung in der Entwickeln-Phase oder bei der Prototyperstellung und dem Testen in der Ausliefern-Phase.
Warum wir bei digatus Design Thinking anwenden
Wer kennt das nicht, endlos erscheinende Diskussionen um ein Problem und nach einer Stunde stellt sich heraus, dass das Problem verschieden interpretiert wurde und entsprechend in den funktionalen Teams erneut bearbeitet werden sollte. Auch wir sehen dies oft bei Kunden oder auch in unseren internen Projekten. Zudem kommt es vor, dass Entscheidungen in der IT auf Meinungen oder Empfehlungen basierend getroffen werden, welche zuvor nicht ausreichend evaluiert wurden und dadurch das eigentliche Problem nicht lösen.
Design Thinking ist eine intuitive Art zu arbeiten, die sehr flexibel einsetzbar ist, um genau diese Situationen zu strukturieren. Die Basics und Methoden sind schnell zu erlernen und einfach anzuwenden. Das Problem und der Lösungsansatz werden stets ganzheitlich betrachtet und analysiert. Nur dadurch lässt sich ein nutzerzentriertes Ergebnis erzielen.
In täglichen Arbeiten in IT Projekten und IT Beratungen bei Kunden, sehen wir durch die Design Thinking Methoden auch eine effektive Möglichkeit, um Probleme schneller zu verstehen und mehr Lösungsansätze in kürzerer Zeit zu generieren.
Unser Design Thinking Methodenkasten ist in unserem Büro immer griffbereit. Innovation braucht Zeit und muss gelernt werden. Es ist wie beim Erlernen einer Sprache, wobei Automatismen mit Übung und der Zeit greifen. Dadurch haben wir eine neue Meetingkultur in unseren Räumen geschaffen, welche die verfügbare Zeit besser nutzt und sich ganz klar an den Output orientiert.
Design Thinking im Bereich IT Consulting
Design Thinking wird in der Produktentwicklung bereits seit Jahren eingesetzt. Wir sehen aber, dass diese positive Entwicklung noch nicht vollumfänglich in unserer Branche angekommen ist. Durch den schnellen Wandel und die notwendigen Veränderungen in der IT, durch neue Rollen und Verantwortungen stoßen die bisherigen Methoden, vor allem aber die Prozesse an ihre Grenzen. Die zunehmende Veränderung der IT Verantwortung in Richtung des Business Enablings hat zur Folge, dass die IT mehr und mehr als Produkt oder Service gesehen wird. Um für diese IT Services eine solide Basis zur Veränderung zu evaluieren, bei welcher der Nutzer im Fokus steht, ist ein strukturiertes Vorgehen wie im Design Thinking ein verlässliches Konstrukt.
Bei digatus setzen wir vor allem in der Etablierung von Strategien und Visionen, sowie in der Konzeptionierung von IT Services auf die Methoden und Vorgehensweisen des Design Thinking.
Fazit
Design Thinking ist für uns ein wichtiges und gerne genutztes Werkzeug. Uns fasziniert wie man in kurzer, planbarer Zeit ein bereits getestetes Produkt oder eine Dienstleistung auf die Straße bringt. Gerade in der IT Branche, wo die Fixkosten klein sind und die Skaleneffekte eine sehr wichtige Rolle spielen, ist es essenziell, die wechselnden Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und die dabei entstandene Lücke zu füllen.
Wir sind überzeugt, dass wir durch Design Thinking unsere Kunden schneller, effektiver aber vor allem auch mit der immer wichtiger werdenden Nutzerakzeptanz unterstützen können.
Einmal angewandt im Unternehmen, lassen sich die Methoden in die tägliche Arbeit integrieren, um somit den Problemlösungsprozess effektiver zu gestalten. Also eine Win-Win Situation für das gesamte Unternehmen.